"Ruhe bewahren am Ende des hektischen Jahres" mit Münchener Polizeipräsident Hubertus Andrä

Drei Erkenntnisse des Abends:

Der Abend selbst ist wie ein Spiegelbild des ganzen Jahres. Kurz vor Beginn der letzten Veranstaltung der Montagsgesellschaft im Jahr 2016 tickert über die Smartphones der Anwesenden: „Russischer Botschafter in der Türkei erschossen“. Und noch beim Verlassen des Veranstaltungsortes, dem Palais Frankfurt am Eschenheimer Tor, gibt es schon wieder eine neue Meldung: „Mehrere Tote und Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Berlin“. Da ist es nochmal – das Krisenjahr 2016.

Und dazwischen? Ein beruhigend ruhiger Münchener Polizeipräsident Hubertus Andrä, der im Gespräch mit dem Psychologen Dr. Uwe Böning und dem Publikum der Montagsgesellschaft über das vergangene Jahr und die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland diskutiert. Am Anfang launig, später ernst und reflektiert – im Mittelpunkt dabei stets die Frage nach unserer Sicherheit. Hier sind drei wichtige Erkenntnisse des Abends nochmal zusammengefasst:

Erkenntnis #1: Der Faktor Mensch
Objektive Sicherheitslage und subjektives Sicherheitsgefühl sind nicht dasselbe. Viele Kriminalstatistiken gehen zwar seit Jahren spürbar zurück, aber Ereignisse wie die Kölner Silvesternacht, die Terroranschläge in Frankreich oder auch der Amoklauf in München beeinflussen unser subjektives Sicherheitsgefühl sehr viel stärker. Der Mensch ist eben keine Maschine: Wir leben nicht nach Zahlen, sondern mit Emotionen.

Erkenntnis #2: Der Faktor Medienberichterstattung
Dieses Gefühl der permanenten Dauerkrise wird in Teilen produziert, zumindest aber verstärkt durch die mediale Berichterstattung. Es gilt zwar noch immer der alte Werbespruch „Sex sells!“, aber auch die Angst verkauft sich mittlerweile immer besser – und zwar in den klassischen wie auch in den sozialen Medien. Schlagzeilen schüren Emotionen – und ganz schnell wird aus der beruhigenden Information, dass die Einbrüche in München um 22 % zurückgegangen sind, nur noch eine kleine Fußnote.

Erkenntnis #3: Der Faktor Polizei
Moderne Polizeiarbeit muss auf dieses veränderte Sicherheitsgefühl der Menschen reagieren. In München, der sichersten Millionenstadt Deutschlands, hat man dafür anscheinend ein klares und erfolgreiches Konzept: Dezentrale Ansprechpartner und Einsatzleiter vor Ort, klare interne Kommunikationsstrukturen sowie eine transparente externe Kommunikationsstrategie. Andrä sagt dazu: „Ohne Twitter und Facebook wäre moderne Polizeiarbeit nicht möglich.“ Die Menschen wünschen sich seriöse Informationen – und genau diese Informationen wolle die Münchener Polizei anbieten. Wer Hubertus Andrä an diesem Abend zuhört, den beschleicht das Gefühl, dass ein organisierter Betriebsausflug nach München für viele deutsche Polizeipräsidien nicht die schlechteste Investition wäre…
 

Termin
19. Dezember 2016, 18:30 Uhr
Veranstaltungsort
Palais Frankfurt
Große Eschenheimer Straße 10
60313 Frankfurt am Main
Hinweis
Galerie