Frankfurt: Die Hauptstadt des Verbrechens! Was früher war, wird endlich gut?
Drei Erkenntnisse des Abends:
Erkenntnis #1: Frankfurt, die „Hauptstadt des Verbrechens“? Vor allem eine gute Schlagzeile!
Dass Frankfurt die „Hauptstadt des Verbrechens“ ist, eignet sich vor allem als Schlagzeile, die sich in regelmäßigen Abständen medial gut verkaufen lässt. Ein kritischer Blick in die Statistik zeigt schnell: Frankfurt räumt den Negativ-Preis primär wegen des Flughafens ab. Sämtliche Delikte der jährlich rund 65 Millionen Reisenden, die dort von der Bundespolizei und dem Zoll registriert werden, schlagen sich in der Statistik der Stadt nieder. Mit der Sicherheitslage in Frankfurt hat das wenig zu tun. Frankfurt ist nicht krimineller oder gefährlicher als jede andere deutsche Großstadt.
Erkenntnis #2: Das Bahnhofsviertel ist ein sozialer Brennpunkt, aber auch der vielfältige, metropolhafte Teil Frankfurts.
1888 wurden die Gleisanlagen der sogenannten Westbahnhöfe durch den neuen Centralbahnhof Frankfurt (heute Hauptbahnhof) ersetzt. Damit wurde – mit Blick auf das Vorbild Paris – faktisch entschieden, Frankfurt zu einer Metropole zu machen. In der Nachkriegszeit entwickelte sich im Bahnhofsviertel dann ein aktives Nachtleben, in den 80er und 90er Jahren aber auch ein sozialer Brennpunkt, der von Drogen und Kriminalität geprägt war. Aus dieser historisch gewachsenen Melange ergibt sich heute der Kontrast aus dem lebhaften Szene-Viertel auf der einen, der räumlichen Konzentration von Drogenkriminalität und Elend auf der anderen Seite.
Erkenntnis #3: Die Architektur lässt sich überarbeiten, die Drogensüchtigen werden wohl dennoch bleiben.
Aus architektonischer Sicht ist der öffentliche Raum des Bahnhofsvorplatzes mit seinen Parkplätzen, Taxi-Ständen und Haltestellen viel zu klein geraten. Der Bereich mit der B-Ebene und den unterirdischen Fußgängerwegen geht auf die letzte Überarbeitung in den 1970er-Jahren zurück und ist heute nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr bietet er zahlreiche Rückzugsorte für Dealer und Drogensüchtige. Eine umfassende Renovierung ist spätestens ab 2020 vorgesehen. Dass mit der architektonischen Anpassung auch eine nachhaltige Verdrängung des Drogenmilieus einhergeht, ist in nächster Zeit aber wohl nicht zu erwarten.
Es diskutierten:
Dr.Walter Seubert, Vizepräsident der Polizei von Frankfurt am Main
Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für das Land Hessen
Oskar Mahler, Chronist des Frankfurter Bahnhofsviertels
Joern Herseth, Geschäftsführer der Falkensteg GmbH, Unternehmer und Gründer, der sich bewusst für einen Standort im Frankfurter Bahnhofsviertel entschieden hat
Moderation: Dr. Stefan M. Knoll, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienversicherung AG, Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der Montagsgesellschaft
28. Mai 2018, 17:30 Uhr
AvD - Automobilclub von Deutschland e. V.
Goldsteinstraße 237
60528 Frankfurt am Main