Wohnmodelle der Zukunft - Job und Wohnen im Einklang. Von Mitarbeiterbindung bis zu gemeinschaftlichen Wohnmodellen und bezahlbarem Wohnraum
Die drei Erkenntnisse des Abends
1. Gute Luft im Odenwald, Wohnschulung für Genossenschaftswohnungen, Großstadtinnenbereiche, Kongresshinweise
Wohnen bedeutet Unterkunft und Lebensgefühl, auch die Umgebung spielt eine wichtige Rolle. Im Odenwald, ca. 45-60 Min. Autofahrt von Frankfurt entfernt, kann man gute Luft und gutes Wasser genießen und gut arbeiten, auch bei einer verbesserungsbedürtigten Zugverbindung. Bei Wohngenossenschaften wird nach dem Finden von Bauland, Kontakt zu Kommunen und Gesprächen mit Bauleitern und dem Sondieren von Bewerbungen von Genossenschafts-Mitgliedern in Mehr-Generationen-Projekten während der Bauphase eine Wohnschulung angeboten, weil die Wohngenossenschaftler nicht nur mit 25% Anteil finanziell beteiligt sind, sondern sich auch im Alltag solidarisch einbringen sollen. Im Großstadtbereich gibt es in den klassischen Neubaugebieten keine neuen Einfamilienhäuser mehr, stattdessen wird auf die Revitalisierung von Innenstadt-Wohnungen gesetzt.
Auf das Haus-Projekt "Kolle" in Griesheim wird hingewiesen, über dessen Start für 42 Menschen auch die Tageszeitungen berichteten. Der Vertreter fand eine mehrfach codierte Raumnutzung wichtig, damit nicht ein Klavier in einem Raum stehe, aber kaum jemand Klavier spiele:
https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-stadt-hilft-hausprojekt-kolle-92250747.html
Eine Zuschauerin und ein Zuschauer wiesen auf das "Netzwerk Gemeinschaftliches Wohnen" hin:
https://www.gemeinschaftliches-wohnen.de/
Einige Leute wurden auf den Kongress "Bezahlbarer Wohnraum möglich" am morgigen Freitag und Samstag hingewiesen, kostenlos und mit Personen aus ganz Deutschland:
Dr. S. Söhngen wies auf den Property Immobilienkongress am 6. und 7. Juli hin:
2. Personen-Quadratmeterzahl, Bauvorgaben-Wahnsinn und FAZ über Baustop für vier Jahre
In der Nachkriegszeit wurden einer Person ca. 10qm zugebilligt; wenn ein Paar in einer 50qm-Wohnung wohnte, wurde ihr teilweise eine 3-Kopf-Familie zugewiesen. Aktuell werden in Deutschland ca. 46qm pro Person veranschlagt. In Frankfurt gibt es 4-Kopf-Familien aus Kostengründen auf 35qm. Der Vertreter des Kolle-Projekts weist darauf hin, dass 30qm pro Person ausreichen sollten. In den Genossenschaftswohnungen werden max 40-50qm pro Person angeschlagen, bei 2 Personen max 60qm, doch diese Frage erledigt sich, wenn teilweise 4-5 Personen auf 85qm leben. Im Innenstadtbereiche gebe es Bestandsbauten von 100 Jahren mit Leuten, die nun im Rentenalter lebten und in 100-300qm allein lebten. Man wolle versuchen, diese Personen in andere Wohnungen im selben Stadtbezirk zu locken, damit eine mehrköpfige Familie in die Wohnung einziehen könnte. Durch Bauvorgaben-Wahnsinn, Zinsen usw. sei derzeit den Wohnungsbaugesellschaften nicht möglich, einen Quadratmeterpreis unter 20 Euro anzubieten. Hier wäre die Frage, inwieweit man von Objektförderung zu Subjektförderung kommen könnte, also Personen bei den Kosten unterstützen. Genannt wird Baden-Würtemberg, das seit Jahresbeginn ca. 1.500 Euro bezuschusst.
Das Interview im Rhein-Main-Teil der Samstags-FAZ vom 10.06.2023 erregte eine Zuschauerin sehr und war auch von Podiumsgästen zur Kenntnis genommen worden, dass die Angaben im Interview leider stimmten, nachvollziehbar seien und Auswirkungen hätten. "Wir werden erst in vier Jahren wieder bauen: Steigende Zinsen, hohe Baukosten und fehlende Fördermittel: Die Chefs der Nassauischen Heimstätten und der ABG Frankfurt sowie Architekt Thomas Merer über Wege aus der Misere". Nach Einschätzung des Podiums werde der Baustop bis 2025 dauern. Das liege auch an der Förderpolitik, weil aktuell nur noch Häuser mit Energiestandard EF40plus, also Häuser mit praktisch keinem Energieverlust, gefördert werden sollen, dies aber begleitet von zertifizierten Fördermittelberater, von denen es zu wenige gebe. Dies habe neben den Wohnungsbaugesellschaften auch Auswirkungen auf private Investoren und Projektentwickler.
3. Hr. Reimanns Appell an die Politik
Neben der Frage, wie viele Quadratmeter einer Person privat zur Verfügung stehen sollte, wären auch politische Vorgaben ein ganz großes Problem. So appellierte Hr. Reimann an die Politik, den Wahnsinn von Gesetzen und Vorgaben zu überarbeiten und zu verschlanken. Ein Beispiel seien die Niederlande, wo 30 Prozent der Vorschriften vor einigen Jahren eliminiert wurden und die Baukosten als Folge um ca. 28% zurückgingen. Als Beispiel für eine gelungene Revitalisierung nannte er den Ben Gurion Ring in Franfurt, wo man ein quartiers-autofreies Mehr-Generationen-Wohnen ermöglicht habe. Durch die aktuelle Lage habe man zwar die Vorgabe, in den nächsten 4 Jahren ca. 1,6 Millionen Wohnungen bauen zu wollen, aber letztlich nur ca. 800.000 zu realisieren. Ein ideologiefreies, praktisches, an den Bedürfnissen der Leute orientiertes Herangehen wäre wichtig. Wenn die Stadt Frankfurt Vorgaben macht, dass bei Wohnen in der City ca. 25% der Fassade begrünt sein müssten, ergäbe das für Mieter eine Belastung von ca. 0,40 Euro pro Quadratmeter. Ein weiteres Vorzeigeprojekt sei im Prioneer Park zu finden, wo das Casino-Gebäude durch Entkernung und neue Statiken revitalisiert und zum gerechten Seniorenheim umgewidmet worden sei.
Unsere Gäste:
Grußwort: Dr. Philipp Wiesenecker, Rechtsanwalt, Partner GvW Graf von Westphalen
- Ferdinand Borchmann-Welle, CEO, Ting Projekte GmbH
- Marius Schwabe, Geschäftsführer, Oreg
- Heike Gündling, CEO, 21St Real Estate
- Thomas A. Reimann, CEO, ALEA AG
Moderation:
- Dr. Stefan Söhngen, Vorsitzender Montagsgesellschaft e.V.
12. Juni 2023, 19:30 Uhr
GvW Graf von Westphalen
Ulmenstr. 23-25
60325 Frankfurt