Frankfurt die Stadt der Zukunft

 

Die drei Erkenntnisse des Abends

1. Frankfurt: Kriminalität und Bahnhofsviertel

Herr Generalstaatsanwalt Kunze wies auf rückläufige Straftaten in Frankfurt und in Hessen seit ca. 2010 hin, leider auf einen Anstieg im Bahnhofsviertel - der "Visitenkarte" einer Stadt. Hier sei Crack als neue Modedroge zu bezeichnen, während Sozialstellen auf Heroin eingerichtet seien. Man orientiere sich am "Züricher Modell", was bekannt sei und deshalb zu einer Art "Drogen-Tourismus" geführt habe. In Zurüch habe man ca. 60 Sozialarbeiter auf ca. 1.000 Klienten, in Frankfurt ca. 10 Sozialarbeiter auf ca. 4.000 Klienten. Die Hintermänner des Handels dingfest zu machen sei schwierig, Kleindealer wären eher bedeutungslos. Polizeipräsenz verlagere die Szene zunehmend ins Westend, so dass BürgerInnen sich nachts allein sowohl im Bahnhofsviertel als auch im Westend nicht mehr wohlfühlen.

Bzgl. der Wohnmöglichkeiten wäre genug vorhanden, wenn man durch Verdichtung und Genehmigungen mehr nutzbaren Raum schaffen würde. Zollvergehen als Faktor der Straf-Statistik habe mit den Bahnhofsproblemen direkt nichts zu tun.

2. Schönes Frankfurt, schönes Hattersheim

Solidarität wäre wichtig zur Lösung der Probleme in Frankfurt in Anbetracht der vielen schönen Seiten der Stadt: die Doppelanlage mit Theater und Oper - die Oper in Frankfurt wurde schon zum 6. Mal Oper des Jahres gekührt! -, die Museumslandschaft mit dem Museumsufer, Garten- und Parkanlagen und bekannte Architektur wie das Goethe-Haus, der Römer uvm. Frankfurt sei "Schmelztiegel der Nationen" mit ca. 190 Nationen und man könne gespannt sein, wie sich die Transformation der Innenstadt und der Verkehrsberuhigung von funktionierenden Straßen wie dem Oeder Weg und dem Grüneburgweg auswirkten. Hattersheim, bekannt für sein bedeutungsvolles Rechenzentrum und die damit verbundene Energiefrage, aber auch für das Unternehmen "NTT Global Data Centers EMEA" auf einer Fläche von ca. 200.000 qm, sei sauberer, was aber auch an der hohen sozialen Kontrolle liege. Hattersheim wolle nicht unbedingt etwas mit der "Szene" in Frankfurt zu tun haben, genieße aber die Opernkultur.

In Hattersheim fiele Graffiti sofort auf und Dealer hätten mit Verstecken immer wieder Probleme. Die große Toleranz in Frankfurt böte Gefahr der "broken window"-Theorie: Wird ein Fenster eingeschlagen und der Schaden nicht sofort behoben, so ziehe es auch ästhetisch weitere Aktivitäten wie Verschmutzung, Schaden usw. an, so dass ein Kreislauf der ästhetischen, materiellen und human-immateriellen Verwahrlosung in Gang käme.

3. Sozialarbeit, Bildung, Inklusion

Mit Überwachen, Polizeikontrolle und Strafen lassen sich die Kriminalitäts- und Verelendungsprobleme allein nicht lösen. Ein "übliches Strafprozess-Prozedere" könne bei vielen Kriminaldelikten, in Verbindung mit dem Betäubungsmittelmissbrauch, nur bedingt wirkungsvoll angewendet werden. Wichtig sei Sozialarbeit, Bildung und Inklusion. Von ca. 2010 bis ca. 2023 beobachte man bei den Studierenden und ihrem Engagement einen Wandel von einer "Gauß-Normalverteilung" zur umgedrehten Kurve mit auffällig vielen Studierenden am oberen Rand des Interesses und des Engagements und am unteren Rand mit Desinteresse und Passivität. Bologna habe die Ausbildung ohnehin stark verändert, hinzu kämen spätestens seit den Hygienemaßnahmen die Digitalisierung und der Hybridunterricht als neue Herausforderungen. Man bilde derzeit ca. 300 Sozialarbeiter pro Jahr aus und führe einen "Master of Kinderschutz" ein.

 

 

Unser Dank geht auch nochmal an das gesamte Team von der Villa Rothschild für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und Betreuung der Gäste.

Podium

  • Torsten Kunze, Hessischer Generalstaatsanwalt
  • Prof. Dr. René Dieter Thiele, Vizepräsident der University of Applied Sciences
  • Klaus Schindling, Bürgermeister von Hattersheim am Main
  • Prof. Helmut Kleine-Kraneburg, Vorstand, Urban Future Forum

Moderation

  • Jelena Mitsiadis, Geschäftsführende Gesellschafterin, Pohl & Mitsiadis Unternehmensgeschichte GmbH
  • Dr. Stefan Söhngen, Vorsitzender Montagsgesellschaft e.V.

 

Weitere Bilder können unter folgendem Link nochmal angeschaut werden:

https://www.dropbox.com/scl/fo/qjtajlzwo5798x0dtfry4/h?dl=0&rlkey=kfporbyliagf58ih7fuk5j8mv

 

 

Termin
04. Mai 2023, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort
Villa Rothschild
Im Rothschildpark 1
61462 Königstein im Taunus
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