Erste Veranstaltung der Reihe Zeitzeuge Bundesrepublik

 

Die Drei Erkenntnisse des Abends

Kindheit und Jugend

Dr. h.c. Ernst Gerhardt wurde in Bockenheim geboren. Seine Kindheits- und Jugenderinnerungen beziehen sich auf schlechte Erfahrungen mit katholischen Schwestern eines Kindergartens, mit Aktivitäten als Pfadfinder der katholischen Jugend und mit seinen Schulerinnerungen als Klassenbester in allen Jahren. Er trat nicht in die HJ ein und holte sich bei Bewerbungen stets eine Absage, wenn die Frage nach seiner Mitgliedschaft gestellt wurde, nur einmal wurde diese Frage vergessen und er erhielt den Job. Er erinnert sich daran, wie die Juden in der Kleinmarkthalle eingesammelt und dann weggebracht wurden, doch wohin, erfuhren er und die anderen erst später, er erfuhr es nicht mal durch den britischen Auslandssender, den er hörte. Wer über Vermögen und Auslandskontakte verfügte, konnte als Jude damals schneller das Land verlassen als die weniger begüterten. Erfreulich ist, dass die Villa Rothschild damals verschont blieb.

 

Zeitgeschichte: Frankfurt

Sein Sohn war Vorsitzender der CDU Seckback, als Dr. Stefan Söhngen dort Mitglied wurde. Er habe guten Draht zu Petra Roth und Altkanzler Helmut Kohl gehabt sowie immer guten Kontakt zur jüdischen Gemeinde. Die Frage, ob er dank seiner Kontakte die negativen Entwicklungen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung geahnt hätte, beantwortet er mit dem Hinweis, wie gut und wichtig die deutsche Vereinigung sei. Er war einige Jahrzehnte in der Frankfurter Politik aktiv, auch als Kämmerer, auch Mike Josef habe ihn schon aufgesucht. Frankfurt sei heute in gutem Zustand, sei eine bedeutende Großstadt mit internationalen Einwohnern, einer großen Messe und einem bedeutenden Flughafen sowie einer großen jüdischen Gemeinde und guten Kontakt nach Tel Aviv.

 

"Aktivität schadet nie!" Appell an demokratisches Engagement und friedlichen Meinungsstreit

Er appelliert an politisches Interesse und Engagement, auch bei Jugendlichen. Demokratisches Engagement stärke die Demokratie, der Nazismus sei nie gänzlich vorbei und sei auch vor 1933 in der Luft gelegen. Das Ehrenmitglied Helmut Sinn, der mit 101 Jahren gestorben sei, habe mit 85 Jahre noch ein Unternehmen gegründet mit der Einstellung: "Wer aufhört zu arbeiten, fängt an zu sterben." Gerhardt kommentiert dies mit: "Ja also: Aktivität schadet nie!" Zuschauende stellen die Frage nach der Beurteilung der "Klimakleber", doch G. erklärt, die Ziele seien im Prinzip ehrenwert und bei Meinungsverschiedenheiten müsse man immer Kompromisse machen, das habe er auch in der Politik erlebt. Die gegenwärtige Situation sei eine ganz andere als zu seiner Jugend, und er appelliert an den friedlichen öffentlichen Meinungsstreit und bezieht sich dabei auch auf Michel Friedman.

 

Zu Gast war:
Dr. h.c. Ernst Gerhardt


Unser Dank geht auch nochmal an das gesamte Team von der Villa Rothschild für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und Betreuung der Gäste.

Termin
24. Juli 2023, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort
Villa Rothschild
Im Rothschildpark 1
61462 Königstein im Taunus
Teilnahmegebühr
Gäste: 40 €
Mitglieder: 20 €
Galerie