Bahnhofsviertel Frankfurt. Zwischen Geheimtipp und No-Go Area

 

Die drei Erkenntnisse des Abends

1. Erkenntnis: Glanzseiten des Bahnhofsviertels, erfindet sich selbst immer neu

Anders als oft in den Medien dargestellt, ist das Bahnhofsviertel nicht komplett schlecht. Aufgrund der Größe des Bahnhofes ist die umliegende Region sehr international bevölkert. Darüber hinaus gibt es sowohl sehenswerte alte als auch sehr moderne Architektur. Die deutsche Wirtschaft ist hier stark vertreten, was sich in der vielfältigen Gastronomie sowie der lebendigen Unternehmer- und Start-Up-Szene zeigt. Beispielsweise hatten das Matratzengeschäft "Emma" und das Start-Up "MeinSolardach GmbH" vor kurzem erfolgreiche Neueröffnungen. Dies wird unter anderem durch die besonderen Pachtkonditionen rund um den Bahnhof ermöglicht. Zudem findet man viele Hilfsprogramme, die den Bedürftigen in der Umgebung helfen. Leider tragen die Medien dazu bei, das Imageproblem des Bahnhofsviertels aufrechtzuerhalten. Als das Fitness-Studio "Kieser" seine Räumlichkeiten im Bahnhofsviertel aufgab, wurde dies auch von den Lokalmedien berichtet, jedoch ohne zu erwähnen, dass Kieser in eine andere Straße, ebenfalls im Bahnhofsviertel, umgezogen ist. Die Internationalität des Bahnhofsviertels führt auch zu Konflikten zwischen den oft ausländischen Kulturen.
 

2. Erkenntnis: Von Problemen und praktischen HelfernInnen: „großes Kompliment an diese turbulente Veranstaltung“

Im Bahnhofsviertel leben etwa 3.500 Menschen, darunter Obdachlose, Bedürftige und Kranke, wobei die genaue Anzahl schwer festzustellen ist. Diese Bevölkerungsgruppen werden unter anderem von den Street Angels unterstützt, darunter psychisch Kranke, Alkohol- und Suchtkranke, einige in Einrichtungen, andere vermeiden diese aus verschiedenen Gründen. Das Viertel hat mit offenem Drogenhandel an sechs Standorten zu kämpfen, unter anderem weil die Polizei Schwierigkeiten hat, die Hintermänner zu fassen. Aufenthaltsräume werden diskutiert, diese erfordern aber rechtliche Klärungen. Auch die Idee, süchtigen Bedürftigen den kontrollierten Alkoholkonsum in Einrichtungen zu erlauben, wird erwogen, obwohl grundsätzlich ein Alkoholverbot herrscht. Die Teestube Jona könnte ein solches Angebot bereitstellen. Die Verhältnismäßigkeit von Strafen für verschiedene Vergehen und die Bedeutung von Sicherheit und Sauberkeit sind wichtige Themen. Einige Bedürftige haben Hausverbot in Einrichtungen, was für Kranke kontraproduktiv ist. Initiativen wie die Tafeln und die "Stützenden Hände" versorgen Bedürftige mit Mahlzeiten und Unterstützung, unabhängig von ihrem Erscheinungsbild.
 

3. Erkenntnis: 13 Zuschauerfragen: Lasst Koordinierungsraum für Initiativen, Magistrat und Unternehmer schaffen und konkrete Schritte nächste 6 Monate tun

Zuschauer stellten Fragen und äußerten Meinungen zu vielfältigen Themen. Einer betonte, dass das Leid der Bedürftigen oft durch Schicksalsschläge verursacht wird. Ein anderer kritisierte den Zeitrahmen für positive Veränderungen, der bis zur Europa-Fußballmeisterschaft festgelegt wurde. Ein weiterer Zuschauer appellierte an soziale Initiativen wie die Weserstraße 5 und die Teestube Jona, um zu helfen. Die Ortsvorsteherin Petra Thomsen betonte, dass es falsch sei zu glauben, es würde nichts für Bedürftige getan, und verwies auf das Engagement von Christine Heinrich. Ein anderer Zuschauer lobte die Veranstaltung und hoffte auf sichtbare Veränderungen in den nächsten Jahren. Es wurde betont, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Magistrat, Initiativen und lokalen Unternehmern notwendig ist, um konkrete Veränderungen zu erreichen. Einige Zuschauer äußerten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und forderten mehr Ordnungspolizei sowie Maßnahmen gegen die Drogenszene. Das Thema Prostitution wurde ebenfalls angesprochen, wobei festgestellt wurde, dass sie möglicherweise abgenommen habe, aber sich möglicherweise verlagert habe. Es gab auch Fragen zur Verhinderung von Konflikten und Gewalt in Einrichtungen sowie zur Möglichkeit eines kontrollierten Alkoholausschanks in der Teestube Jona. Eine junge Frau berichtete von gleichaltrigen Frauen, die im Bahnhofsviertel in prekären Situationen arbeiten. Die Diskussion zeigte, dass das Bahnhofsviertel eine Vielzahl von Herausforderungen und sozialen Themen aufweist, die weiterhin Aufmerksamkeit erfordern.
 

Podium:

  • Annette Rinn, Dezernentin für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz, Stadt Frankfurt am Main
  • Arthur Rehm, Founder & CIO, ROOMHERO
  • Arno Börtzler, Vorsitzender des Regionalrats Bahnhofsviertel
  • Sabi Uskhi, Vorsitzender, Street Angel e.V.

Die Montagsgesellschaft bedankt sich vielmals für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten in der Freimaurer-Loge Zur Einigkeit

Termin
11. September 2023, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort
Freimaurer-Loge Zur Einigkeit e.V.
Kaiserstraße 37
60329 Frankfurt am Main
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