Spiel den Ball doch weiter! Warum Unternehmensnachfolge ein Garant für nachhaltigen, wirtschaftlichen Erfolg ist.
Die drei Erkenntnisse des Abends
1. Erkenntnis: Fragen bei der Nachfolge von ca. 200.000 Unternehmen bis 2026, vor allem KleinU- und Mittelstand
Ca. 200.000 Unternehmen von insgesamt ca. 3 Millionen suchen bis 2026 eine Nachfolge, insbesondere KMU vom 1-Mann-Betrieb über 500 Mitarbeiter, vom Handwerker bis zum Selbständigen usw. Dies erscheint als großes Problem, weil weder der genaue Zeitpunkt angegeben werden kann, noch bestimmte Fragen und Themen geklärt sind: als da wären 1) eine Risikobereitschaft – von 2022 auf 2023 -9% bei Gründungen, wie sieht es aus, "einen Tanker zu übernehmen"? -, 2) steuerrechtliche Fragen – Stichwort Personalschlüssel, erste 4-7 Jahre keine Mitarbeitende zu entlassen ohne Nachteile -, 3) erbschaftssteuerrechtliche Fragen – Betriebsvermögen ohne Steuerabgabe weitergeben zu können – oder 4) Finanzierungsfragen: Zusätzlich zur klassischen Bankenfinanzierung durch Darlehen, die wegen Eigenkapitalanforderungen und Risikoeinschätzung schwierig wäre - sogar wenn man expandieren will -, gibt es staatliche Förderungen durch temporäre Beteiligungen (z.B. staatliche Fonds), aber auch Institutionen wie KfW, Wirtschaftsförderungsbank, Wirtschaftsförderung, sowie auch „Futury Growth Funds“, auch US Fonds oder deutsche Fonds und die von Müntefereing diskriminierten „Heuschrecken“ als wichtige Kapitalgeber. Nachfolge-Verträge: Juristisch kann man zwischen gelungenen und schwierigen, problematischen, „pathologischen“ Nachfolgeregelungen unterscheiden, hier kann Nachfolge-Check helfen.
https://www.nachfolgecheck-hessen.de/
https://verwaltungsportal.hessen.de/unternehmen?pv_lage=2060500
https://www.bmh-hessen.de/aktuelles/gemeinsam-wachsen-futury-regio-growth-fonds
2. Erkenntnis: Von der „Welle des Respekts“ und dem „Goldesel im Keller“, Risikobereitschaft und Scheitern
Hat die junge Generation eine andere Mentalität, will sie lieber im Angestelltenverhältnis bleiben, will sie keine 6-7 Tage Woche haben wie Unternehmer mit 30 Mitarbeiter unter sich, legt sie Wert auf Work-Life-Balance, stimmt die Chemie und die Kommunikation, wünscht sie einen Kita-Platz in der Nähe oder Arbeitszeitverkürzung, wie im konkreten Fall auf 37,5h, oder flexible Arbeitszeitvorgaben? Unternehmer auf dem Podium berichten zum einen, dass ihnen teilweise „eine Welle des Respekts“ entgegenschlägt, manchmal aber auch die Frage nach dem „Goldesel im Keller“, wenn sie Ferrari fahren oder ihre Yacht genießen, weil sie 200.000 bis 3 Mio Euro im Jahr für ihre Leistung verdienen. Risikobereitschaft und Erfolgsanerkennung scheinen im angelsächsischen Raum eine andere und begünstigendere Mentalität vorzufinden. Auch der Umgang mit Scheitern scheint dort anders betrachtet zu werden, wenn man an Insolvenzregelungen usw. denkt, ob man als kleines Start-Up scheitert oder dann, wenn man "einen großen Tanker" übernimmt - Scheitern ist immer möglich und keine Schande. Der ursprüngliche Unternehmer sollte und häufig will so lange wie möglich dem Unternehmen erhalten bleiben, weil er für den Aufbau, für viel Know-How, für ein Netzwerk steht, all dies Wertvolle kann mit dem Abgang verloren gehen.
3. Bürokratische Hindernisse als Erfahrungsberichte: Werteprüfung, Digitalisierung und öffentlicher Dienst
Ärgerlich scheinen auch bürokratische Erfahrungen. Ein Zuschauer hatte 2019 einen Finanzbetrieb übernommen und erlebt jetzt eine Betriebswerteprüfung. Zudem scheinen sich viele wegen der Digitalisierungsanforderungen gezwungen, die Aufgabe an externe Software-Anbieter auszulagern. Geantwortet wird auf den kritischen Hinweis, dass man die Fragen beim Thema Digitalisierung schon kenne, genannt wird das Problem mit der Grundsteuer für Hausbesitzer: 3 Millionen Steuererklärungen habe man gerne sofort digital haben wollen, doch nach einem Aufschrei habe man sich für den doppelten Weg entschieden: digital und analog, wobei ein Großteil der 10% Fehlerquote bei 100 Steuererklärungen bei den analogen gefunden wurde. Auch das Erlebnis, dass die 90 jährige Mutter erschrickt, wenn sie im Brief von ihrer Sparkasse erfährt, dass keine Bargeldauszahlung mehr möglich ist, nur noch über die Karte, wirkt. Konstatiert wird eine „breite Aversion nicht nur älterer Menschen gegen diese Durchdigitalisierung aller Lebenswelten“. Einmal arbeiten 16.000 Leute in der Finanzverwaltung und 12.000 in der Steuerverwaltung, aber das demographische Problem bekomme man auch in diesen Bereichen zu spüren. Grundsätzlich hat Deutschland einen „sehr gut funktionierenden öffentlichen Dienst.“
Podium:
- Martina Güttler, Unternehmensinhaberin, Claus Blumenauer Immobilien GmbH
- Julian Will, Managing Director, Nachfolgekontor GmbH
- Dr. Lars Weber, M.C.L., Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Partner, GÖRG Rechtsanwälte
- Carola Unterleider, Vertriebsleitung, Unterleider Medien GmbH
- Michael Boddenberg MdL, Staatminister für Finanzen a.D., Unternehmer
- Dirk Koke, Geschäftsführer, KOKE GmbH
Die Montagsgesellschaft bedankt sich vielmals bei der Claus Blumenauer Immobilien GmbH für die Räumlichkeiten und Verpflegung der Gäste.
01. Juli 2024, 19:30 Uhr
Claus Blumenauer Immobilien GmbH
Frankfurter Str. 1
61462 Königstein im Taunus