Warning: Undefined array key "HTTP_ACCEPT_LANGUAGE" in /www/htdocs/w005f90e/r2023/system/functions/fu_sys-inputfilter.php on line 94
Veranstaltung - Montagsgesellschaft e.V.

Frankfurt: Mainhattan oder Stadt der Ruinen? Wie soll es mit der Immobilienentwicklung am Wirtschaftsstandort Nr. 1 weitergehen?

Am 3. Februar 2025 fand in den Räumlichkeiten von KUCERA Rechtsanwälte eine weitere hochkarätige Veranstaltung der Montagsgesellschaft statt. Unter dem provokanten Titel „Frankfurt: Mainhattan oder Stadt der Ruinen?“ wurde diskutiert, wie es mit der Immobilienentwicklung in der Stadt weitergehen kann. Trotz des herausfordernden Themas herrschte eine optimistische Grundstimmung – wenn auch mit einer gesunden Portion Pragmatismus.

Hochkarätige Besetzung und kurzfristige Umstellungen

Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Stefan Söhngen, Vorsitzender der Montagsgesellschaft, der den Abend mit gewohnt charmanter und pointierter Art leitete. Aufgrund kurzfristiger Absagen auf dem Podium gab es einige spontane Umbesetzungen, was den Abend nur noch lebendiger machte.

Auf dem Podium diskutierten:

  • Prof. Dr. Marcus Gwechenberger, Stadtplanungsdezernent von Frankfurt am Main
  • Nicole Ruf, Rechtsanwältin bei KUCERA Rechtsanwälte
  • Mischa Bosch, Geschäftsführer von Mäckler Architekten
  • Valeska Benner, Geschäftsführerin der Benner Holding GmbH

Eine Stadt im Wandel – doch Baustellen bleiben

Der Abend begann mit einer Bestandsaufnahme: Frankfurt ist eine wirtschaftlich starke Stadt mit hoher Lebensqualität, aber der Immobilienmarkt steht vor großen Herausforderungen. Der Stadtplanungsdezernent Prof. Dr. Marcus Gwechenberger betonte, dass es zahlreiche ungenutzte Flächen und leerstehende Gebäude gibt, oft aufgrund zu hoher Grundstückspreise oder gescheiterter Projektentwicklungen. Ein besonders prominentes Beispiel ist das ehemalige Polizeipräsidium, das aufgrund eines überhöhten Kaufpreises und gestiegener Finanzierungskosten nun seit Jahren ungenutzt brachliegt.

„Es ist ein Jammer, dass dieses Grundstück mitten in der Stadt nicht genutzt wird“, so Gwechenberger. Er machte jedoch auch deutlich, dass die Stadt Frankfurt durchaus Strategien verfolgt, um solche Situationen zu vermeiden – unter anderem durch realistischere Grundstückspreise bei öffentlichen Verkäufen.

Nicole Ruf ergänzte aus rechtlicher Sicht, dass viele Projekte an zu langen Genehmigungsprozessen scheitern. „Die Bürokratie ist oft ein Bremsklotz – insbesondere bei Altbauten mit Denkmalschutzauflagen.“ Sie plädierte für schnellere Verfahren und eine stärkere digitale Abwicklung von Bauanträgen, um Frankfurt attraktiver für Investoren zu machen.

Zu wenig Wohnraum trotz vieler Bauprojekte?

Ein weiteres zentrales Thema war die Wohnungsnot in Frankfurt. Während es offiziell zahlreiche Bauprojekte gibt, fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Valeska Benner schilderte die Herausforderungen aus Sicht eines privaten Wohnungsbestandhalters: „Wir haben geförderten Wohnraum gebaut, aber in einigen Fällen finden wir keine Mieter mit Wohnberechtigungsschein – weil sie diese Wohnlagen nicht attraktiv finden.“ Dieses Paradoxon zeigte, dass nicht nur der Bau neuer Wohnungen wichtig ist, sondern auch die richtige Verteilung und Gestaltung von Wohnraum.

Ein besonders brisantes Thema war die steigende Anzahl von Single-Haushalten. Laut Gwechenberger lebt mittlerweile über 50% der Frankfurter Bevölkerung allein, was den Wohnflächenbedarf zusätzlich erhöht. Neue Konzepte wie Service-Apartments oder gemeinschaftliches Wohnen könnten eine Antwort auf diese Entwicklung sein, so Benner.

Frankfurt braucht Visionen – und eine enge Zusammenarbeit mit der Region

Eine zentrale Erkenntnis des Abends war, dass Frankfurt in größeren Maßstäben denken muss. Mischa Bosch, der als Architekt an zahlreichen Projekten in der Stadt beteiligt ist, betonte: „Wir brauchen funktionale Mischung – Wohnen, Arbeiten und Freizeit müssen in jedem Stadtteil kombiniert werden. Eine reine Einkaufsstraße wie die Zeil funktioniert nicht mehr so wie früher.“

Auch die Zusammenarbeit mit der Rhein-Main-Region war ein wichtiges Thema. Frankfurt kann nicht allein wachsen, sondern muss gemeinsam mit den umliegenden Städten nach Lösungen suchen. Gwechenberger erklärte, dass bereits neue Stadtviertel wie der Gutleuthafen oder das Hilgenfeld-Projekt geplant sind. Zudem könnte in den kommenden Jahren ein ganz neuer Stadtteil mit bis zu 7.000 Wohnungen entstehen.

Besonders spannend: Laut Prognosen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung wird Frankfurt weiter wachsen, während andere Städte stagnieren oder schrumpfen. Der Grund: Die Stadt bleibt ein wirtschaftlicher Magnet, doch damit dies so bleibt, müssen Wohnraum und Infrastruktur Schritt halten.

Ein optimistischer Ausblick mit klaren Forderungen

Am Ende der Diskussion fasste Stefan Söhngen die drei zentralen Erkenntnisse des Abends zusammen:

  1. Bauen ist möglich, aber schneller und günstiger muss es werden

    • Bürokratische Hürden abbauen, digitale Prozesse nutzen
    • Grundstückspreise realistisch gestalten
    • Förderprogramme effizienter machen
  2. Frankfurt braucht durchdachte Stadtentwicklung statt ungenutzte Flächen

    • Mischnutzungen statt monotone Gewerbe- oder Wohnviertel
    • Attraktive Quartiere auch außerhalb der Innenstadt fördern
    • Bestehenden Leerstand aktivieren
  3. Die Zukunft liegt in der regionalen Zusammenarbeit

    • Frankfurt als Herz der Metropolregion weiterentwickeln
    • Verkehrsinfrastruktur an das Wachstum anpassen
    • Mehr Kooperation zwischen Stadt, Investoren und Nachbarkommunen

Mit einem positiven Blick in die Zukunft und viel Gesprächsbedarf klang der Abend bei Snacks und Getränken in lockerer Atmosphäre aus. Die Montagsgesellschaft bleibt ihrem Motto treu: Wichtige gesellschaftliche Themen offen und mutig diskutieren.

Termin
03. Februar 2025, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort
KUCERA Rechtsanwälte
Kornmarkt 1A
60311 Frankfurt am Main
Galerie