Morgenstadt – wie erreichen wir das Ziel, Städte lebenswerter, nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten

Am 15. September 2025 lud die Montagsgesellschaft in den Businessclub der PSD-Bank Arena zum Thema „Morgenstadt – wie erreichen wir das Ziel, Städte lebenswerter, nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten?“. Begrüßt wurden die Gäste von Robert Lempka, dem Hausherrn des FSV Frankfurt, der den Rahmen für einen Abend voller Impulse und Debatten rund um die Zukunft der Stadtentwicklung setzte.
Städte sind Sehnsuchtsorte, Innovationsräume und zugleich Brennpunkte gesellschaftlicher Herausforderungen. Sie stehen im Zentrum der Fragen nach Klimaanpassung, sozialem Zusammenhalt, Mobilität und Lebensqualität. Wie diese Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden können, war der Kern des Abends.
Impuls von Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann
Die renommierte Stadtforscherin Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann vom Fraunhofer IAO eröffnete die Diskussion mit einem Impulsvortrag zur Morgenstadt-Initiative, einem Netzwerk aus sieben Fraunhofer-Instituten, Kommunen und Unternehmen. Sie machte deutlich: Städte verursachen rund siebzig Prozent der globalen Emissionen – doch gleichzeitig liegt hier der größte Hebel für Lösungen.
In der „Morgenstadt“ geht es nicht nur um technische Innovationen, sondern darum, die Stadt vom Menschen her zu denken. Quartiere werden zu Experimentierfeldern, in denen Klimaschutz, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und soziale Innovation zusammengedacht werden. Internationale Beispiele wie die Megastadt NEOM in Saudi-Arabien oder die Neuentwicklung Mars Colonia in Uruguay zeigen, wie radikal neue Konzepte aussehen können. Zugleich betonte Borkmann, dass es vor allem darum gehe, bestehende Städte in Europa zukunftsfähig zu machen – durch flexible Strukturen, digitale Werkzeuge und eine klare Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.
Eine Schlüsselrolle spielen dabei Reallabore: Orte, an denen Ideen nicht nur auf dem Papier bleiben, sondern in der Praxis getestet und anschließend verstetigt werden. Am Beispiel des Werksviertels Mitte in München verdeutlichte Borkmann, wie durch den direkten Einzug von Forschungsteams Innovationen in reale Stadträume übertragen werden.
Praxis trifft Wissenschaft
Nach dem Impuls ging die Diskussion ins Konkrete: Wie lassen sich diese Ansätze in Frankfurt und Deutschland umsetzen?
Vasco Kienle, Projektentwickler bei STROTBEK Capital Partners AG, machte deutlich, dass erfolgreiche Quartiere nur entstehen, wenn alle Akteure von Anfang an eingebunden werden: Kommunen und Länder mit klaren Zielen, Investoren mit wirtschaftlichem Rahmen, und vor allem die Menschen, die später dort leben und arbeiten. Ohne Förderung und verlässliche Prozesse scheitern viele gute Ideen bereits an der Umsetzung.
Stefan Forster, einer der bekanntesten Architekten Frankfurts, brachte die Sicht der Praxis ein – und sprach Klartext. Frankfurt habe enormes Potenzial, werde aber durch lange Verfahren, symbolische Projekte und fehlende Konsequenz gebremst. Seine Forderung: Weniger Reden, mehr Machen. Die Stadt brauche sichtbare Verbesserungen – weniger Autoverkehr, mehr Bäume und Schatten, eine konsequente Nachverdichtung und klare Konzepte für neue Quartiere. Nur so könne Frankfurt lebenswert und zukunftsfähig bleiben.
Was bleibt vom Abend?
Die Diskussion machte deutlich, dass die Werkzeuge und Ideen für die Stadt von morgen längst vorhanden sind. Digitale Zwillinge, künstliche Intelligenz, neue Beteiligungsformen und internationale Best-Practice-Beispiele zeigen, was möglich ist. Doch die entscheidende Frage lautet: Wie setzen wir diese Erkenntnisse in Frankfurt und anderen deutschen Städten um?
Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig: Der Weg zur Morgenstadt beginnt nicht in ferner Zukunft, sondern heute. Es braucht mutige Entscheidungen, pragmatische Prozesse und eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Bürgergesellschaft.
Fazit
Die Montagsgesellschaft zeigte mit diesem Abend erneut, wie wichtig der offene Bürgerdialog ist. Die Vision der Morgenstadt ist keine ferne Utopie, sondern eine konkrete Handlungsaufforderung. Wenn alle Akteure Verantwortung übernehmen, kann die Stadt der Zukunft nicht nur nachhaltiger und widerstandsfähiger werden, sondern vor allem eines: lebenswerter für die Menschen, die in ihr leben.
Auf dem Podium waren:
- Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann, Fraunhofer-Institut, Leitung Forschungsbereich Stadtsystem-Gestaltung Netzwerkkoordinatorin Morgenstadt
- Vasco Kienle, Projektentwickler, STROTBEK Capital Partners AG
- Stefan Forster, Architekt, Mitglied im Urban Future Forum e.V.
15. September 2025, 19:30 Uhr
Businessclub der PSD-Bank Arena / Stadion
Richard-Herrmann-Platz 1
60386 Frankfurt am Main
