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Veranstaltung - Montagsgesellschaft e.V.

Bau-Turbo in Frankfurt? Warum wir nächstes Jahr den Bau-Tsunami erwarten.

in Kooperation mit P5 - The Property Kongress

Die Montagsgesellschaft diskutierte gemeinsam mit dem P5-Club im Deutschen Architekturmuseum über ein Thema, das für Frankfurt und viele deutsche Städte wegweisend ist: den sogenannten Bau-Turbo und die Frage, ob im kommenden Jahr tatsächlich ein „Bau-Tsunami“ bevorsteht oder ob der Begriff mehr politisches Schlagwort als Realität ist.

Ein neuer gesetzlicher Rahmen: Was kann der Bau-Turbo leisten?

Dr. Thomas Schröer (FPS) führte in das neue Bundesbaugesetz ein, das die Planungsverfahren im Wohnungsbau deutlich beschleunigen soll. Kern des "Bau-Turbos" ist die Möglichkeit, unter bestimmten Bedingungen direkt in die Baugenehmigung einzusteigen und die oft jahrelange Bauleitplanung zu überspringen.
Voraussetzung: Kommunen müssen den Weg aktiv freimachen. Erst wenn Städte wie Frankfurt mutig und strategisch entscheiden, kann das neue Instrument seine Wirkung entfalten.

Qualität statt Schnellschuss: Architektur zwischen Anspruch und Beschleunigung

Architekt Jens Jakob Happ betonte, dass Geschwindigkeit allein kein Ziel sein darf. Frankfurt brauche nicht nur schnellere, sondern bessere Gebäude – einen „Qualitätsturbo“.
Beschleunigung sei sinnvoll, dürfe aber nicht zu einer Architektur führen, die das Stadtbild verarme oder den öffentlichen Raum schwäche.

Kosten, Normen und Realität: Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft

Daniela Matha, Geschäftsführerin der ABG FRANKFURT HOLDING, beleuchtete die Perspektive der größten kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Frankfurts. Jahrzehntelang seien immer mehr technische Standards eingeführt worden – von Schallschutz über Energieeffizienz bis zur Ausführung einzelner Bauteile.
Ihre Botschaft: Viele dieser Standards sind sinnvoll, aber in Summe kaum noch finanzierbar.
Bezahlbarer Wohnraum erfordere eine realistische Neubewertung von Komfort und technischen Anforderungen – ohne Sicherheitsrisiken, aber mit pragmatischer Abwägung.

Klartext von Stefan Forster: Mut, Haltung – und ein Verbot von Einfamilienhäusern?

Architekt Stefan Forster wurde zum pointierten Stimme des Abends. Er forderte nicht nur ein Umdenken in der Verwaltung, sondern auch klarere politische Leitplanken. Seine zugespitzte Aussage wurde zum meistzitierten Satz der Veranstaltung:

„Wir brauchen zum Bau-Turbo auch noch das Verbot von Einfamilienhäusern.“

Damit kritisierte er die ineffiziente Nutzung knapper Flächen und plädierte für kompakte, nachhaltige städtische Strukturen.
Forster sieht den Engpass nicht im Gesetz, sondern in der Umsetzung: fehlende Visionen, zu wenig Mut und eine Verwaltung, die aus Angst vor Klagen oft blockiert statt gestaltet.

Fazit: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Der Abend machte deutlich:
Der Bau-Turbo ist ein wichtiges Instrument – aber kein Selbstläufer.
Damit eine Trendwende gelingt, braucht es:

  • Mut und klare Entscheidungen in der Verwaltung
  • eine Entschlackung technischer Normen und Regelwerke
  • realistische Rahmenbedingungen für bezahlbares Bauen
  • Architekturen, die Qualität und Stadtbild im Blick behalten
  • politisches Verantwortungsbewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung

Frankfurt steht an einem Wendepunkt. Ob daraus ein „Bau-Tsunami“ oder ein vorsichtiger Neustart wird, hängt entscheidend von den Akteuren vor Ort ab.

Termin
08. Dezember 2025, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort
Deutsches Architekturmuseum (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
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