Sommererwachen im Frankfurter Bahnhofsviertel. Wie geht es weiter mit dem Einfallstor zur Mainmetropole?
Die drei Erkenntnisse des Abends
1. Erkenntnis: Sicherheitsmaßnahmen im Bahnhofsviertel, unter anderem
Verdoppelung der Polizei (von zwei auf vier Beamte?)
Nach kurzem Rückblick auf den 1. Teil vom 11. September „Zwischen Geheimtipp und No-Go-Area“ – siehe Link - wurden die gleichen Podiumsgäste auf die Bühne gebeten.
https://www.montagsgesellschaft.de/veranstaltung/259
Bericht der Sun vom 18.-4.:
Erwähnt wurde auch ein ZDF Heute Nachrichten Bericht vom 21.10. 2023: „Zwischen Drogensucht und Prostitution: Unterwegs im Frankfurter Bahnhofsviertel“
Der Artikel von der Sun vom 18.4. ist Ausgangspunkt für die erste Frage: Hat sich im Bahnhofsviertel etwas geändert, hat sich beim Thema Sicherheit etwas verändert, hat die eingeführte Waffenverbotszone bzw. die Polizeikontrollen etwas verändert? Waffenverbot bezieht sich hauptsächlich auf Messer mit Klingenlänge 4 -11 cm, die man auf der Zeil jederzeit kaufen und auch mitführen kann. Eine Zuschauerin erklärt, die Verbotsschilder erinnerten sie an die USA – und die brächten doch nichts! Die Stadtreinigung FES hat neues Programm aufgelegt und reinigt öfters und in Begleitung mit der Polizei. Als Problem in Sicherheitsfragen werden die (Nicht-)Zuständigkeiten von 4 Polizeigruppen genannt: Stadtpolizei, Landespolizei, Bundespolizei, Verkehrspolizei. Wenn ein Polizist ein „Knöllchen“ wegen Falschparkens ausstellt und sich direkt daneben jemand mit Betäubungsmittel beschäftigt, greift er nicht ein. Leider wird auch beobachtet, dass in der Region Kaisersack Personen sich Rauschmittel zuführen, 2 Meter daneben die Polizeim die das gewähren läßt. Die Stadtpolizei sei seit 2022 verdoppelt worden, doch Personalzahlen dürften nicht genannt werden; eine Zuschauerin fragt später satirisch, eine Verdoppelung von zwei auf vier Polizeibeamte reiche halt nicht aus. Die Polizeikontrollen hätten zwar auf Geschäftsleute und Touristen einen gewissen beruhigenden Eindruck, doch die Geschäftsleute stellten immer mehr private Security an, sogar in der Tiefgarage unterm Bahnhofsviertel seien 2 Security.
2. Erkenntnis des Abends: Arbeitsplätze und Übernachten
Beim Thema Arbeitsplätze habe man bedingt Verbesserungen beobachtet. Die Mieten seien sehr günstig im Vergleich zur Innenstadt mit 40 Euro/qm aufwärts, auch die Erreichbarkeit. Zu den hidden champions gehört der Matratzenhersteller „Emma“ mit mittlerweile 1 Milliarde Euro Umsatz. Neben ca. 3.500 Bewohnern des Bahnhofsviertels habe man ca. 3.000 Firmen, manche mit 55 M.A., manche mehr, manche weniger. Ein Coup ist wohl die Entscheidung von Nestle, sich am Baseler Platz niederzulassen anstatt zum Beispiel in Niederrad, das als verkehrstechnisch sehr ungünstig gilt. Wie viele Personen im Bahnhofsviertel seien, das sei ungewiss: 3.500 Personen werde ab und zu genannt, doch wer gemeldet sei und sich dann praktisch aufhalte, sei eine weitere Frage. Interessant ist die Manzer Landstraße als „Mauer“, die das Bahnhofsviertel vom Westend trennt, und die Frage kam auf, ob man sich mit seinem Schlafsack lieber im Westend an eine U-Bahn lege anstatt in einer der berüchtigten „Wasserstraßen“. Beklagt wurde aus dem Publikum, dass vor dem Gebäude der Weserstr. 5 Leute schliefen und am nächsten Morgen auch ihren Unrat und Müll hinterließen, der dann von engagierten Mitarbeitenden der Weserstr. entfernt würden, dabei gäbe es um die Ecke im Hause der Weserstr. Übernachtungsmöglichkeiten. Warum könnte nicht morgens jemand aus dem Haus kommen und die Übernachtenden auffordern, die Plätze zu verlassen und von sich aus für saubere Plätze zu sorgen, gerne auch die Polizei? Dies wurde verneint, weil das zum Hausrecht der Weserstr. Gehörte, wo die Polizei keine Befugnisse habe. Überhaupt seien nachts 2-3 Polizeistreifen unterwegs, was eine hohe Anforderung stelle.
Die Frage, wer privat als Einwohner oder geschäftlich im Bahnhofsviertel im Zuschauerraum betroffen ist, wurde aufgeworfen und man wollte später die Zuschauer befragen wie im September auch, diesmal wurde es leider vergessen (auch der Verfasser hat nicht mehr daran gedacht). Es waren diesmal weniger Zuschauer im Raum vielleicht die Hälfte wie vom September.
3. Erkenntnisse: Konkrete Ideen und Projekte für die Zukunft, u.a. in 6 Monaten Teil 3 des Podiums mit Polizei
Der Zuschauer, der im September vom Überfall auf seinen Sohn erzählt hatte, meldete sich erneut und war wie damals empört und hatte Vorschläge. Ein Mann mit Alkoholproblemen erzählte, wie er sich zum freiwilligen Müllsammeln entschieden hatte, weil er damit eine Struktur im Alltag bekomme, was ein wichtiger Teil für instabile Menschen mit psychischen oder sonstigen Erkankungen sei.
Die Frage, wie das mit der finanziellen Unterstützung nicht nur für den Sicherheitsbereich, sondern auch für den sozialen Bereich aussähe, ob man mit Kürzungen von der Stadt rechnen müsse, die sich auf Öffnungszeiten, Personalausstattung usw. auswirken könnten, wurde von der Ordnungsdezernentin verneint: Dank sprudelnder Gewerbesteuern würde man nicht von Kürzungen ausgehen. Ein Zuschauer beklagte laut, man frage sich, warum Toilettenhäuschen im Bahnhofsviertel fehlten, sodass die Bedürftigen auf der Straße aktiv würden, und gleichzeitig diskutierte man über über 1,5 bis 1,8 Million Euro für Opern- und Theateranlage.
Die Street Angels planen aktuell ein neues Projekt: einen neuen
besonderen Wagen anzuschaffen, mit dem sie Duschmöglichkeiten, sogar
Wäschewasch- und Wäsche-Trockenmöglichkeiten anbieten wollen, seien
auch in:
https://www.streetangel.eu/[https://www.streetangel.eu/
Die Stützenden Hände, die sich ebenfalls um Obdachlose kümmern, indem sie von Montag bis Samstag 20 - 21h ca. 200 kostenlose warme Mahlzeiten Eschenheimer Tor, Zeil und Bahnhofsviertel verteilen, wurden genannt.
https://stuetzende-haende.de/[https://stuetzende-haende.de/
Klagend wurde darauf hingewiesen, dass Polizeipräsident Müller sich 21.3.2024 in der FAZ („Ralf Euler: Wir brauchen Durchhaltevermögen und einen langen Atem“) geäussert habe: „Polizeipräsident Stefan Müller sprach von „mindestens noch fünf Jahren“, bis sich die Lage rund um den Hauptbahnhof wieder stabilisiert …“
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/razzia-in-der-drogenszene-19603082.html
Ein Zuschauer fasste zusammen, man habe nun also Stadtmarketing, Wirtschaftsfaktoren und Armut als Aspekte des Bahnhofsviertels gestreift.
Stefan Söhngen will in ca. 6 Monaten ein drittes Podium zum Thema veranstalten. Nachdem sich Frau Christine Heinrichs vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten laut geäußert hatte, dass auf dem Podium viele Meinungen geäußert würden, aber leider zu wenige Zahlen und Fakten vermittelt würden. Es wurde vorgeschlagen, Frau Heinrichs könne organisatorisch das nächste Podium veranstalten, diesmal würde man eine etwas andere Gästezusammensetzung wünschen, z.B. die Idee, einen Vertreter der Stadt- und der Landespolizei auf dem Podium zu haben.
Unsere Referenten waren:
- Annette Rinn, Dezernentin für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz, Stadt Frankfurt am Main
- Arthur Rehm, Founder & CIO, ROOMHERO
- Arno Börtzler, Vorsitzender des Regionalrats Bahnhofsviertel
- Sabi Uskhi, Vorsitzender, Street Angel e.V.
- Oliver Schwebel, Ehemaliger Geschäftsführer der Frankfurter Wirtschaftsförderung, Managing Partner Knight Frank Stadt- und Regionalentwicklung GmbH
Die Montagsgesellschaft bedankt sich vielmals für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten in der Freimaurer-Loge Zur Einigkeit.
15. Mai 2024, 19:30 Uhr
Freimaurer-Loge Zur Einigkeit e.V.
Kaiserstraße 37
60329 Frankfurt am Main